You are currently viewing JA, ICH WILL – ab heute mehr nein sagen.
JA, ICH WILL – ab heute mehr nein sagen.

Ein Bericht von Nicole Steeg über das Ende des Marionettentanzes.

Ich mache dies, ich mache das, ich mache jenes. Für meinen Bruder, meine Freunde, meine Familie und meine Arbeitskollegen. Für den einen bin ich Seelsorger, für den anderen ein fleißiger Arbeiter und für den Rest ein toller  Gastgeber, manchmal auch ein Top-Organisator. Ich möchte alle glücklich machen und helfe gern aus. Ich bin ein guter Mensch – das wissen die Anderen und dafür lieben sie mich. Doch wer ist dieser Mensch, der sich ständig für Andere aufopfert und als Marionette tanzt? Ich selbst fühle mich energielos, obwohl ich doch all die vielen „Dinge“ für „die Anderen“ eigentlich so gern tue – das sagt zumindest mein Kopf. Nach vielen Jahren wird mir erst bewusst, mein Herz schreit nach etwas anderem.

Ich möchte tiefer in das Thema, welches, um genauer zu sein, mein Thema ist, eintauchen. Ich will es verstehen und etwas ändern, damit meine Lebensenergie zurückkommt.

Wenn das auch dir bekannt vorkommt, solltest du weiterlesen.

 Zu Beginn scheint „Opfer“ ein gebräuchliches, simples Wort zu sein, bei genauer Forschung verrät der Duden folgendes: „Opfer steht für: (Tat)Opfer, ein Rechtssubjekt oder Rechtsobjekt, das durch Straftaten zu Schaden kommt.“

Ich hinterfrage es nicht wortwörtlich, betrachte aber den Aspekt, dass ein Opfer auf Grund von Taten Anderer zu Schaden kommt. Zunächst will ich es nicht wahrhaben, nach einiger Zeit muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich Schaden genommen habe. Meine Gesundheit hat sich enorm verschlechtert, ich bin oft total fertig und fühle mich, ohne scheinbaren Grund, im Außen wie eine alte Frau: kaputt, müde und ständig diese Kopfschmerzen. Hinzu kommt, dass mir erstmalig klar wird, dass meine eigenen Herzensangelegenheiten und Interessen auf der Strecke geblieben sind. Das war ein Stich ins Herz. In mein kleines, liebevolles Herz. In das Herz, was in den letzten Jahren nicht mich am Leben hielt (glücklich machte), sondern vordergründig die Anderen, für die ich mich mit Leib und Seele aufopferte. Ich bin nicht wütend auf die Außenwelt, denn es ist eindeutig mein Problem, wenn ich meine eigenen Grenzen nicht kenne und mich zu oft selbst vernachlässige.

Opfer vs. Täter

Zu jedem Opfer gibt es einen Täter, ja das stimmt. Heute weiß ich, dass es jedoch nicht sinnvoll ist, diesem die Schuld zu geben. Denn ein Täter benötigt ein Opfer, um als Täter agieren zu können. Unbewusst habe ich mich zum Opfer gemacht. Auf meiner Stirn stand unsichtbar „Opfer“ –  damit erübrigt sich die Schuldfrage. Ein weiterer Stich ins Herz und gleichzeitig fühle ich so intensiv wie nie zuvor eine Befreiung. Durch dieses Aha-Erlebnis bekommt mein Herz nun endlich richtig Luft zum Atmen.

Auf der Erkenntnisreise des Opfer-Daseins folgt nun die nächste Frage: Wieso mache ich mich unbewusst immer wieder zum Opfer? Wieso übernehme ich auf Arbeit die Aufgabe Nummer 1022, obwohl ich an Stress bereits ersticke? Wieso sage ich meinem dritten Freund, der heute noch vorbei kommen will, nicht einfach, dass ich zeitlich nicht mehr schaffe und ich ausgeplant bin. Die ehrliche Antwort schreit in mir nach Beachtung. Hier folgt augenscheinlich der tiefste Stich ins Herz – ICH WOLLTE GEMOCHT WERDEN. Weil ich mich scheinbar selbst nicht mochte. Ich habe die Bedürfnisse der Anderen über meine eigenen gestellt, weil ich unbewusst in mir die Meinung vertreten habe, dass ich es nicht verdient hatte in meiner Kraft und glücklich zu sein. Ich ging davon aus, mein Glück hängt von dem Glück anderer ab. – WOW! Der dritte Stich ins Herz, bricht mich zu Boden und die Tränen fließen über mein Gesicht. Nun kann mein Herz noch tiefer und freier atmen.  Ab diesem Zeitpunkt beginne ich neu zu denken und vor allem zu fühlen. Ich möchte den Rest meines Lebens nicht damit verbringen, mich für andere aufzuopfern. Das wusste ich ab diesem Zeitpunkt. Ich wollte ein großes „JA“ zum „Nein-Sagen“ aktivieren, dann wenn meine Grenzen erreicht sind, ohne dabei egoistisch zu werden. Kurz und knapp: ich wollte eine ausgewogene und bewusste Balance zwischen dem „Ja und Nein-Sagen“ leben.

Jetzt wirst du dich sicher fragen, ob „man“ dann noch von den Anderen, die man gegen den Kopf stößt, gemocht wird? Bedauerlicher Weise weiß ich heute, dass das nicht zu 100% der Fall ist. Menschen werden gehen, weil du dich nun anders verhältst. Einige haben dich genau deshalb gemocht, weil du der „JA-Sager“ warst. Die gute Nachricht, überall wo ein Platz frei wird, kommen neue Menschen hinzu. Menschen, die dich bedingungslos mögen werden, auch wenn du dich selbst an die erste Stelle setzt. Meiner Ansicht nach, weiß ein bewusster Mensch, dass du dich erst um andere kümmern kannst, wenn du dich gut genug selbst versorgt hast.

Jedes Wachstum oder jede Bewusstseinsveränderung lässt uns meist durch ein tiefes, dunkles Tal wandern. Du wirst dort oft einsam sein und der Schmerz der Veränderung wird dich immer wieder überwältigen. Am Ende, so habe ich es erfahren, wird die Sonne heller als je zu vor scheinen – und noch etwas viel wichtigeres, sie wird von da an nicht nur „für die Anderen“, sondern für dich und in dir scheinen. Zudem wird sie dir Energie geben, die du dann für Dinge, die dir wirklich am Herzen liegen, nutzen kannst.

Mit diesem Beitrag möchte ich alle „Opfer“ ermutigen, die Reise zu sich Selbst zu starten, um wieder mehr Energie im Leben zu spüren und dem eigenen Blick fürs Schöne im Innen und Außen neu zu begegnen.

Um den Weg „Raus aus der Opferrolle“ zu gehen, nutze ich bei den ganzheitlichen Gesprächen mit meinen Kunden moderne Coaching-Ansätze. Ziel ist es hier, Lösungsmöglichkeiten für jeden individuell zu erschließen, um den Weg aus dem scheinbar „auswegslosen“ Tal unter Berücksichtigung der Stimme der Seele wieder zu finden. Dadurch ist es möglich, neue Denk-, Handlungs- und Verhaltensmuster zu bilden, welche zu einem leichteren und glücklicheren Leben verhelfen. Lass die Sonne wieder für DICH scheinen.

Für ungeduldige, die schon jetzt mehr über ihren wahren Kern erfahren möchten, hier vier Selbstcoaching-Fragen zu diesem Thema. Nimm dir Stift und Papier und beantworte sie ehrlich von Herzen nur für dich!

 

  1. Schließe deine Augen und frage dich, wovor hast du Angst, wenn du mehr NEIN zu anderen sagen würdest?
  1. Welche Personen sind dir wichtig? Was tust du, um von ihnen gemocht zu werden?
  1. Wie fühlst du dich nach einem Tag, an dem du deine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hast?
  1. Wofür magst du dich selbst? Was könntest du tun, um wieder mehr zu deiner Kraft zu kommen?

Schreibe einen Kommentar